Sonntag, 27. Mai 2012

Zodiac - Das Grauen nach der ersten Hälfte


David Fincher ist einer meiner Lieblingsregiesseure - ihm ist unter anderem "Fight Club", "Sieben", "The Girl with the Dragon Tattoo" und "The Social Network" zu verdanken.
Ins Auge sticht diese besondere Optik, die eigentlich garnicht so richtig zu erfassen ist.
Die Wahl der Farben, der Schatten und die Kamera hebt sich deutlich ab und erschafft (meistens zumindest) ein dichtes und dunstiges, aber auch irgendwie ansehnliches Bild.
Und vom Stil abgesehen, sind es eben auch einfach gute Filme.

Doch ab und an soll es passieren, dass selbst ein Meisterregiesseur vom Himmel fällt. Und auch David Fincher hat in seiner Karriere einige filmerische Verbrechen begangen, die denen des Zodiac - Killers gleich kommen. *hust*Alien 3*hust*

Trotzdem, der Trailer (unbedingt angucken!) hat wohl jeden "Sieben"-Fan scharf gemacht und dementsprechend waren die Erwartungen an die wahre Geschichte des amerikanischen Kult-Serienkillers hoch.
Und demnach stellte "Zodiac - Die Spur des Killers" leider eine riesengroße Enttäuschung für das Publikum dar, das wohl eher ein zweites "Sieben" erwartet hatte.

In den 60er Jahren wird Kalifornien von einer Mordserie erschüttert: 5 Menschen werden auf brutalste Art und Weise umgebracht und der vermeintliche Killer schickt fortwährend verschlüsselte Botschaften an den "San Francisco Chronicle".
Der dort angestellte Karikaturist und Tollpatsch Robert Graysmith (Jake Gyllenhall) und der heruntergekommene Journalist Paul Avery (Robert Downey Jr.) kommen während ihrer Ermittlungen über die Jahre hinweg der Polizei in die Quere, dem Zodiac Killer gefährlich nahe und befinden sich später selbst im Fadenkreuz des geheimnisvollen Mörders.

Zodiac ist ein Kriminalfilm, der sich über drei Jahrzehnte erstreckt.
Eigentlich war also schon von Anfang an klar, dass es sich hier nicht um einen adrenalingeladenen Action-Thriller handeln kann, wie uns der Trailer vielleicht weiß machen will.
Zodiac ist ein zweiteiliges Schwert - eine Mischung aus filmgewordener "N24-Recherche" und einem der besten Kriminal-Thriller der letzten Zeit.
Und genau diese heikle Mischung verdirbt "Zodiac - Die Spur des Killers" sicherlich für einen Großteil des Publikums.

In der ersten Hälfte wird eine grandiose "Horror-Mord-Thriller-Detektiv-Dingens" Geschichte erzählt - der Fokus liegt klar auf dem Mysterium "Zodiac" und man beobachtet die wohl spannendsten und "stylischsten" Morde aller Zeiten.
Hier passt wirklich alles: Die Musik, die Optik und die Kamera.

Graysmith, Avery und Ermittler Toschi (Mark Ruffalo) müssen den Todesszenen deutlich Platz machen.
Besonders der Mord am See ist unglaublich authentisch und brutal dargestellt und selten hat mich eine 5-minütige Szene so mitgerissen wie hier.
Doch irgendwann hört es dann auf - der Zodiac ist verschwunden und der Film hat grade mal knapp die Hälfte seiner Laufzeit hinter sich.
An dieser Stelle wird der Thriller zur Reportage - ähnlich wie "The Girl with the Dragon Tattoo" zeigt der Film nur noch Recherchearbeit, Verhöre und rückt die Ermittler in den Vordergrund.
Jake Gyllenhall bleibt Hauptdarsteller und stellt den Verfall seiner Rolle, die zwanghaft versucht die Puzzlestücke zusammenzusetzen gut dar, Robert Downey Jr. ist sein gewohnter "Robert Downey Jr. Charakter" und Mark Ruffalo kannte ich vorher garnicht, finde aber, dass er seine Rolle durchaus nett spielt.
Aber man wünscht sich den Zodiac irgendwie wieder zurück. Doch er ist bis zum Ende des Films verschwunden.

Und so ist der Film mit 147 Minuten (!!!) Laufzeit eine kleine Geduldsprobe. Natürlich bleiben einige kleine Höhepunkte (Die hochspannende Kellerszene, um nur einen zu erwähnen), doch die erste Hälfte hat ein Versprechen gegeben, das die zweite nicht hält.

*spoiler*

Und so überrascht es zum Schluss keinen mehr, dass der Zodiac nie gefasst wird und die Ermittlungen in einer Sackgasse enden.

*spoiler-Ende*

David Fincher liefert also eine gewagte Mischung aus zwei sehr unterschiedlichen Genres ab, die nicht jedermanns Geschmack treffen wird.
Es erfordert eine Menge Sitzfleisch und nach 2einhalb Stunden richtet sich das frustrierende Gefühl ein, die letzten 80 Minuten umsonst ausgehalten zu haben.
Vielleicht aber auch nur meine persönliche Empfindung.

Alles in Allem ist die erste Hälfte von Zodiac also großartig, hochspannend und konzentriert sich auf die Morde und die zweite eher ruhig, mit vielen Recherchen, Papierkram und klarem Fokus auf den Ermittlern, allen voran Robert Graysmith.
Optisch und akustisch ist Zodiac in beiden Teilen unglaublich interessant und stimmig.

Wer also keine Geduld für die letzten anderthalb Stunden aufbringen kann, sollte einfach nach den ersten 60 Minuten ausschalten.

Und wer doch durchhält, wird wohlmöglich frustriert, erlebt aber trotzdem die (angeblich) wahre und ungeschmückte Geschichte hinter den Zodiacmorden.

So, das wärs dann wieder für heute :D
HURDY GURDY HURDY GURDY HURDY GURDY MAN.

Jetzt noch mein kleines Anfixbildchen:


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