Freitag, 18. Mai 2012

Die Frau in Schwarz - Liebe Harry, Liebe...


Aufgrund meines unglaublichen Gespürs für gutes Kino, schaffe ich es immer für genau DIE Filme Geld auszugeben, die sich als absoluter Flop herrausstellen und werde immer zu den Filmen genötigt, die mich im Nachhinein sehr beeindrucken.
Diese Wahrheit hat sich schon damals bei "Avatar" bestätigt, den ich als Einziger sehen wollte und der am Ende alle beeindruckt hat, abgesehen von mir und seitdem ich meinen Freundeskreis dazu gezwungen habe, für "Kampf der Titanen" Geld auszugeben (wofür ich mich im Nachhinein sehr schäme), vertraut mir eh keiner mehr. Zurecht.
Und exakt diese Regel bestätigte sich auch bei "Die Frau in Schwarz".

Gleich vorne weg: Ich mag die Harry Potter Verfilmungen wirklich sehr (abgesehen von Teil 6, der war wirklich grausig), aber wenn ich mich entscheiden müsste, welche Figur der Reihe die unsympathischste ist, dann würde die Wahl wohl wirklich auf Harry Poter aka. Daniel Radcliffe fallen.
Ich mag den pseudeo-verwunderten Daniel Radcliffe Gesichtsausdruck nicht, ich mag die gekünstelte Daniel Radcliffe Aufregung nicht und wenn ich ihn sehe, KANN ICH NICHT ANDERS als an sein blitzvernarbtes Alter-Ego zu denken.

Und um mein Fazit gleich zu spoilern: Ich wurde zu "Die Frau in Schwarz" gezwungen und war dementsprechend recht überrascht.

Zusammenfassen lässt sich die Geschichte rund um den britischen Anwalt Arthur Kipps relativ schnell: Nach dem Tod seiner Frau muss der schwermütige Vater den Nachlass einer alten Dame bearbeiten, die ein, als "verflucht" geltendes Herrenhaus im Watt bewohnt hatte.
Dieser Auftrag gilt als unbeliebt, doch Arthur fürchtet um seinen Beruf und seine Existenz, so wie um die seines Sohnes, also willigt er ein und reist in das entlegene Dörflein Crythin Gifford.
Schon nach den ersten Tagen seiner Ankunft häufen sich die Ereignisse und die Legende der "Schwarzen Frau" wird für Arthur und seine Freunde zur gefährlichen Realität.

Die größte Überraschung gleich zuerst: Daniel Radcliffe spielt die Hauptrolle und er macht es ziemlich gut!
Auch wenn es ihm wohl keine Oscarnominierung einbringen wird, erinnert er zu keinem Zeitpunkt an den auserwählten Zauberschüler.
Filme wie "Bel Ami", "Cosmopolis", "December Boys", "Mit dir an meiner Seite" oder
"The lucky one" haben sich mit ihren Teeniestars selbst ins Knie geschossen:
Auch wenn sich der ein oder andere Cyrus-, Efron-, Pattinson- oder Radcliffe-Fan ins Kino verirren wird, so weiß doch jeder andere Besucher, dass diese Filme wohlmöglich nichts anderes bereit halten werden, als 90 Minuten mit einem Teenieschwarm und dass diese Streifen ausschließlich für diesen einen Schauspieler produziert wurden.
Diesem Vorurteil erlag ich auch bei "Die Frau in Schwarz".
Und ich danke dem Filmgott dafür, dass ich mich geirrt habe und zu diesem Kinobesuch gezwungen wurde.

Die Handlung kommt zwar nur sehr langsam in Fahrt und in der ersten halben Stunde könnte möglicherweise kurzzeitig Langeweile aufkommen, doch die Stärken von "Die Frau in Schwarz" liegen sowieso nicht in den Dialogen oder dem Drehbuch.
Der Film besinnt sich auf ein fast vergessenes Horrorelement: Der Schockmoment.
Allzu oft wird heute ein normaler Horror- oder Gruselfilm mit üblichem 0815-Splatter verwechselt, doch eigentlich hält dieses Genre viel mehr bereit als Eingeweide und abgetrennte Gliedmaßen.
Und so präsentiert sich "Die Frau in Schwarz" als erster richtiger Gruselfilm seit Jahren.

Wenn wir ehrlich sind, warten wir während des Films meistens bloß auf den nächsten Schockeffekt, doch die sind so perfekt inszeniert, dass sie den Zuschauer 95 Minuten lang bei der Stange halten.
Ich bin Horrorfilme und Schockmomente zwar gewohnt und sicherlich auch schon ein Stück weit abgehärtet, doch so intensiv und oft erschrocken habe ich mich bei einem Film noch nie.
Und nochmal extra zu erwähnen - ohne jetzt zu viel zu verraten - ist einer der wohl makabersten Schockmomente mit einem Schaukelstuhl, für den allein der Film Kultstatus verdient hätte.
Quasi ein perfekter "Partyhorrorfilm".
Man muss sich für den Film keine Zeit nehmen, man muss sich nicht wirklich darauf einlassen; es handelt sich hier um leichten Horrorgenuss, der zwar nicht besonders viel neu macht, aber dafür alles was er macht, sehr gut hinkriegt.

Dieser Film wird sicher kein Meilenstein werden und ist nach einem Kinobesuch auch schnell wieder vergessen, doch der zahlt sich dafür voll aus!
Also ladet eure Freunde nach dem DVD/Blu-Ray Release ein, stellt Popcorn bereit und genießt mindestens 5-6 fiese Schockmomente, die garantiert auch den hartgesottensten Filmegucker nicht kalt lassen werden.
Noch dazu kommt ein Ende, das ich dem Film so nicht zugetraut hätte und das mich durchaus positiv überrascht hat, allerdings unbedingt Kindern vorenthalten bleiben sollte, denn die werden sonst die nächsten Wochen kein Auge mehr zudrücken.

Und wie auch "Die Frau in Schwarz" endet diese Kritik mit einem fiesen Cliffhanger, der euch schlaflose Nächte beschert und die nächste Review ankündigt (Kchchchch, ich glaube ich mach das jetzt immer so :D) :





Get it on! Bang a Gong, get it on!


2 Kommentare:

  1. Durch diese Review habe ich mir meine Aussage unter deiner letzten Kritik zu deiner Arbeit noch einmal gründlich bestätigen lassen. Du machst die Sache echt sehr gut! Ich hoffe für dich auch sehr, dass du damit auch unabhängig von deiner stillgelegten Youtubekarriere bekannt und beliebt wirst; du hättest es auf jeden Fall verdient.
    Zum Film: Über "die Frau in Schwarz" kann ich leider aus meiner Perspektive nicht mehr sagen, als ich durch dich und FilmKritikTV weiß. Seit ich in "Der Kaufhaus Cop" saß habe ich mich dem Kino abgeschworen. Ich finde (Ausnahmen gibt es immer!), dass seit ca. 2002/3 eine immer dürftiger werdende Anzahl an guten Filmen ins Kino kommt. Der Kommerz hat seit Mitte der 80s wieder einmal seinen Höhepunkt erlangt. Aber das ist ja jetzt nicht Thema ;-) (Auch wenn ich es überaus schätzen würde, wenn du eventuell mal etwas über dieses Thema schreibst...)

    LG Tie

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  2. Da muss ich dir absolut Recht geben! Ich habe das Gefühl dass die Kreativität im Kino in letzter Zeit sehr darunter leidet, dass die Studios Angst davor haben, einen komerziell unerfolgreichen Film zu produzieren.
    Ich hoffe aber, dass sich das bald wieder ändert, weil das Publikum sich langsam eh an den endlosen Remakes sattgesehen hat...

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