Samstag, 19. Mai 2012

Dark Shadows - Ich mag Tim Burton ja trotzdem...



Tim Burton hat nun schon mehrfach bewiesen, dass er ein durchaus fähiger, außergewöhnlicher Regisseur ist.
Und kombiniert mit dem genialen Johnny Depp, Burtons schräger Gemahlin Bonham-Carter und Gruselkomponist Danny Elfman ist eigentlich noch nie so richtig was schief gegangen.
Auch bei der achten Zusammenarbeit zwischen Depp und Burton setzt man auf die altbewehrte Formel "Standardcast + Standardscore + Standardstyle = Gewohnt gute Qualität".
Und um ein Haar wäre diese Formel auch mal wieder aufgegangen, für meinen einstigen Lieblingsregiesseur.

Im 18. Jahrhundert hat sich Barnabas Collins mit dem falschen Hausmädchen angelegt: Der Spross einer einflussreichen, englischen Familie weist unwissentlich die Hexe "Angelique" ab, die unsterblich in ihn verliebt ist.
Aus Rache tötet sie Barnabas Geliebte und seine Eltern. Nach einem gescheiterten Selbstmordversuch muss er feststellen, dass auch er verflucht wurde: Er ist nun ein Vampir.
Angeführt von Angelique vergraben die Dorfbewohner Barnabas bei lebendigem Leibe und Vergessenheit legt sich über seine Geschichte.
Bis 1972.
Die letzten Collins' haben das Familienunternehmen verkommen lassen und sind so zerstritten, dass sogar die Hauspsychaterin Dr. Hoffman ernsthafte Probleme vorzuweisen hat.
Als Barnabas bei Bauarbeiten entfesselt wird und versucht sich in den quietschbunten 70ern zurechtzufinden und das Familienunternehmen wieder aufzubauen, muss sich Familie Collins besinnen und zusammenarbeiten, denn auch die Konkurrenz in Form von Angelique schläft nicht...

Gleich während der Introsequenz, die Barnabas' Vorgeschichte erzählt, merkt man, dass etwas mit diesem "Burton" nicht ganz so stimmt.
Der britische Hafen stammt aus Sweeney Todd, das Hausmädchen aus Sleepy Hollow und die verschnörkelten Bäume sind ja in so gut wie jedem seiner Filme zu finden.
So stellt sich sehr schnell die Befürchtung ein, dass Tim Burton nach dem mittelmäßigen "Alice im Wunderland" auch noch einen Abklatsch seiner vorherigen Filme abliefert.
Dieser Gedanke verfliegt jedoch schnell, denn die 70er, so wie sie sich in "Dark Shadows" präsentieren machen Spaß, sind stimmig und fangen den Flair längst vergangener Zeiten gut ein.
Kombiniert mit Gothic-Vampir Collins, der schon bei der ersten Landstraße Mephistopheles Werk im eigenwilligen Asphalt vermutet, ergibt sich in den ersten 75 Minuten ein durchaus unterhaltsamer Kinofilm, der vielleicht nicht Burtons bestes Werk darstellt, aber auch keine Enttäuschung geworden wäre.

Neben dem wie gewohnt großartigen Johnny weiß der Rest des Castes zu begeistern: Die blondgefärbte Eva Green spielt ihre Rolle als fiese Industriehexe ziemlich gut, Jackie Earle Haley aka. Hausmeister Willie dient als witziger Sidekick, Michelle Pfeiffer ist zwar nicht ganz so cool wie in Batman Returns, zeigt aber vorallem zum Schluss, was in ihr steckt, Chloe Moretz ist wie gewohnt wunderbar und staubt einen Großteil der Lacher ab und der absolute Neuling Bella Heathcote wirkt, als würde sie schon seit Jahren im Business sein.
Auch Alice Coopers Gastauftritt ist witzig und allemal besser, als die Saturn-Werbung.
Nur Helena Bonham-Carter kann dieses Mal leider nicht glänzen, was aber daran liegt, dass sie hier überraschenderweise eine kleine und unwichtige Nebenrolle spielt.

Den Bogen zwischen Horrorfilm und Komödie schlägt "Dark Shadows" geschickt, der gewohnte Burtonstyle weiß zu gefallen, die verwendeten Songs passen perfekt und so funktioniert der Film bis zum letzten Drittel ziemlich gut.
Manchmal aber, schafft es ein Drehbuch mit der letzten halben Stunde den kompletten, vorangegangenen Film zu ruinieren.
Und so ist es leider auch hier: Wieder einmal zeigt sich das "Peter Jackson Phänomen" eines niemals endenden Kinofilms, der wirklich 5 Ansätze eines Abschlusses zeigt, sich dann aber immer wieder aufrappelt und noch 10 Minuten dran hängt.
So wird in der letzten halben Stunde alles fürchterlich oft wiederholt, die Handlung wird gradezu absurd, das unnötige Effektegewitter nervt einfach nur und man wünscht sich, der Film würde endlich aufhören.
Dazu kommt noch der überdramatische Elfman-Soundtrack (der nebenbei seine uninteressanteste Komposition sein dürfte), der in jeder Minute einen Chorgesang drauflegt und man fragt sich, wo die witzige Horrorkomödie im Mittelteil geblieben ist.
Und wenn dann nach fast zwei Stunden das eigentliche Ende über die Leinwand flackert, müssen vielleicht alle nochmal schmunzeln, fragen sich aber trotzdem, was die letzte Dreiviertelstunde passiert ist.

Die überaus schlechten Kritiken hat "Dark Shadows" trotzdem nicht verdient, denn wer über die zusammengeschusterte Introsequenz hinwegzusehen weiß, wird bis zum Schlussteil gut unterhalten und bekommt ein paar denkwürdige Momente zu sehen (die Keyboardszene dürfte unter Johnny Depp Fans Kultstatus erreichen).
Es handelt sich hier sicherlich nicht um einen schlechten Film, aber um einen vergleichsweise enttäuschenden Burton.
Glücklicherweise kein zweiter "Planet der Affen", doch trotzdem ist der gesamte Film weit entfernt von "Sweeney Todd" oder "Charlie und die Schokoladenfabrik" und lässt mich stark an meinem Fantum zweifeln.

Eins noch zum Schluss: Schon im Trailer wird deutlich, dass die deutsche Synchro den meisten Wortwitz gruuuuselig verstümmelt. Deshalb hab ich den englsichen Link genommen.
Also:
Kämpfe weiter, Burton, Kämpfe für uns! Und so kämpft er denn hoffentlich auch weiter...

Hier noch ein paar sehr coole Songs, die ich dank "Dark Shadows" wiederentdeckt habe:






Und wie immer, mein kleines Hinweisbildchen zum Schluss ^^


3 Kommentare:

  1. Ich stimme dir voll und ganz zu. Ich finde der Film wirkt in der Mitte einfach ziemlich leer, als hätte man keine richtige Story mehr gehabt und dann musste schnell was her.
    Grüße Linda
    http://sokristallklar.blogspot.de/

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  2. Den Mittelteil fand ich eigentlich ganz okay :D Ich check mal deinen Blog ab ^^

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  3. An Sleepy Hollow hab ich komischerweise garnicht gedacht, aber jetzt wo du's sagst..
    Ich fand jedoch die Lieder ziemlich gut, weil es nicht dieser typische Vampir-Soundtrack war. Gerade Chloe Moretz Mini-Auftritt bei Alice Cooper fand ich sehr cool ^^ Aber den Eindruck hatte ich direkt nach dem Film und hab seitdem auch keines der Lieder nocheinmal angehört, also keine Ahnung :D

    Schön, dass du wieder was machst ((: Ich kann dir bloß irgendwie nicht folgen per Blogger o.o

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